#NextGenerationFood – Du bist, was Du isst
Was sind die Food-Trends der Zukunft? Was sind neue Geschäftsmodelle im Bereich des Food-Porn? Und was sind die neuen technischen Revolutionen in den Küchen dieser Welt?
Diese und viele weitere Fragen wurden auf der „NextGenerationFood“ diskutiert und zu beantworten versucht.
Essen, ein Thema, was uns alle umtreibt, jeden Tag, alle paar Stunden, eigentlich immer und überall. Im Fernsehen, auf Plakaten, an jeder Ecke bietet man uns täglich Leckereien an, oder schlägt uns vor, wie wir welche formschön herstellen können.
Du bist, was Du isst!
Die Dosen-Ravioli ist out, der Vegane Hamburger ist in, das Schäumchen ist die neue Soße, und Chips aus Rote Beete sind der neuste Shit. Aber auch unser Essens-Verhalten ist im stetigen Wandel. Wann essen wir, wo essen wir, und was ist uns dabei wichtig? Machen wir uns genügend Gedanken um Lebensmittelverschwendung, Verpackung, Bio oder Fairtrade?
Der Markt der Nahrungsmittelindustrie und die dazugehörigen Begleiterscheinungen entwickeln sich mehr und mehr hin zu einer eigenständigen Kultur. „Du bist, was du isst“, ein oft zitierter Satz, der aufgrund unser Auswahlmöglichkeiten immerzu an Wahrheit gewinnt, da der gefüllte Einkaufswagen oder auch die Auswahl des Restaurants tief blicken lässt.
Lactosefreie Milch und glutenfreie Nudeln = Hier ist Mitleid angesagt…
Veganer Leberkäse/ Rhabarberschorle = Bayerische Veganerin mit Fleisch-Phantasien
Bockwürstchen/ Senf/ Schrippe = Single-Mann (und es kommt gleich Fußball im Fernsehen)
Rinderfilet/ Piccolo = Single-Mann (und es kommt gleich Sex and City im Fernsehen)
Ich habe dein Spiegelei geliked
Unser Essen ist wie ein Tagebuch, wie ein SocialMedia-Profil, und wahrscheinlich gerade deswegen lassen wir so gerne alle anderen an unserem Essen teilhaben. Speziell die Foto-Plattformen, wie Instagram oder auch Pinterest machen den Food-Trend deutlich. „Jeder ist ein Künstler, jeder ist ein Koch“. Da Essen und Kochen mehr und mehr den Fokus auf Kreativität und Optik legt, wird es auch für den Laien zur spannenden Aufgabe, kleine Kunstwerke zu erschaffen, um sich und seine Mitmenschen zu beeindrucken. Unter den Hashtags „yummy“, „foodporn“ oder „foodie“ wird die eigene Kreation auf den Plattformen geteilt und um feedback gebeten. Das was da so yummy sein soll ist allerdings nicht selten eher grenzwertig und undefinierbar. Wer für sein Standart-Spiegelei 30 likes bekommt, sollte davon ausgehen, dass da auch viel Mitleid, oder Respekt gegenüber der Selbstironie, im Spiel ist. So manch einer sollte sich also lieber damit begnügen, die Fertigkeiten seines Stammlokals zu dokumentieren. Denn auch in der gehobenen Gastronomie wird gepinselt, gekleckst und gefummelt was das Zeug hält. Man braucht nach 4 Gängen im Edellokal zwar noch ne Portion Pommes-Schranke am Imbiss, aber hey, Schweineblut mit Bitterschokolade im Reispapier-Glas erlebt man halt auch nicht alle Tage. Instagram wird toben!
Schatz, deckst Du schonmal den Tisch für meine 3000 Gäste!?
Aber natürlich gibt es auch Lichtblicke unter den Laien, und dieser Kochtrend wird zum deluxe Hobby. Man kann sich viele Freunde machen, wenn man regelmäßig zum Kochabend einlädt und die staunenden hungrigen Mäuler stopft. Es soll aber auch Leute geben, die schon beim Rühren im Topf das Instagram-Foto im Kopf haben und die Hashtags ausknobeln. Da stehen dann nicht mehr die realen Gäste im Vordergrund, die schon sehnsüchtig auf die Delikatessen warten, sondern die 3000 Follower, so als würden sie alle mit am Tisch sitzen. Es gibt sogar schon Restaurants, die ihre Kreationen auf instagramfreundlichem Geschirr präsentieren, also sprich, auf Tellern mit Rückwand. Rinderfilet serviert im kleinen Fotostudio… Toll.
Mit Bedacht, bitte!
Aber sofern es schmeckt und glücklich macht, ist alles erlaubt, zumindest so lange, wie man Umwelt und Gesundheit im Hinterkopf behält. Denn Essen ist für viele Menschen auf unserem Erdball nach wie vor Mangelware, und die Nahrungsknappheit sorgt für große Not. Der WWF startete jüngst eine Petition gegen die Lebensmittelverschwendung in Deutschland, und sammelte in kurzer Zeit über 50.000 Stimmen, die umgehend an den Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft übergeben wurden. Ein starkes Zeichen, denn „Angesichts der Welternährungslage ist unser nachlässiger Umgang mit Ressourcen beschämend“. (Ute Vogt / SPD-Fraktion)
Die Organisation „Brot für die Welt“ war als Botschafter für Nachhaltigkeit, gerechte Ressourcenverteilung und für FairTrade ebenfalls auf der NextGenerationFood vertreten, und zeigte auf, dass man vor lauter Essens-Innovationen nicht vergessen darf, dass Nahrung in erster Linie dafür sorgen soll, dass wir gut und gesund leben können.
In diesem Sinne! Guten Appetit!