Zukunftsdialog Agrar und Ernährung
Der Zukunftsdialog Agrar und Ernährung, veranstaltet von der ZEIT und der Agrarzeitung, durchleuchtete die Perspektiven der Landwirtschaft. Für einen Themenfremden Städter klingt das zuallererst nicht sonderlich spannend, so ist ein Landleben samt Bauernhof ja zumeist lediglich eine alkoholgetränkte Utopie nach 3 Flaschen Wein in geselliger Runde. „Ach das wär doch was… Morgens vom Hahn geweckt werden, dann ein paar frische Eier und ein Schuss Milch von der Hauseigenen Kuh fürs Frühstück holen…“, das Kinn auf die Faust gestützt, alles glitzert in gold, die Vögel sind fröhlich und tragen ein Flatterband mit der Aufschrift ‚Guten Morgen’… Dann das bisschen Arbeit im Grünen bei frischer lauer Luft, später dann eine entspannte Kaffeepause mitten im Kornfeld… Hach, ja das wär schön.
Denkste!
Die romantisierte Vorstellung von Landwirtschaft und bäuerlichen Betrieben ist zwar bis heute ein gutes Verkaufsargument und auch für Schwelgereien zu gebrauchen, aber mit Realität hat das zumeist wenig gemein. Die kleinen Betriebe, die Wert auf Handarbeit und Liebe zum Produkt legen, kämpfen gegen die „großen“ Kollegen, die mit Technik-Schnick-Schnack mehr Masse zum kleineren Preis anbieten können. Maschinen ersetzen Erntehelfer, Lärm und Abgase stören das Ökosystem, und der Boden wird platt gewalzt und schlappgedüngt. Weniger ist manchmal mehr, das sieht auch Jochen Fritz so, der Leiter der Kampagne „Meine Landwirtschaft“ und Sprecher des Demonstrationsbündnisses „Wir haben es satt!“.
„Wir haben es satt!“ ist ein Zusammenschluss von Bäuerinnen und Bauern, die konventionell und nach bio-Richtlinien Gemüseanbau und Tierhaltung betreiben. Hier begegnen sich Umweltschutz, artgerechte Tierhaltung und -schlachtung, sowie auch kritischer Verbraucher.
Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt schob mit seiner Keynote: „LANDWIRTSCHAFT IN DER MITTE DER GESELLSCHAFT – FÜR EINE BÄUERLICHE LANDWIRTSCHAFT MIT ZUKUNFT!“ die Diskussion über Regionalität als Modell an. Die Gewissheit, dass Gemüse und Fleisch nicht Kilometerweit und auf Kosten der Umwelt und Qualität transportiert wurde, sondern vom „Feld um die Ecke“ stammt, ist ein Gedanke, der den Verbraucher mehr und mehr überzeugt.
Transparenz ist sicherlich ein Begriff, der in Sachen Ernährung zukünftig eine Rolle spielen wird. Welche Zutaten werden verarbeitet? Wie wird das Produkt hergestellt? Wie wird es angebaut, und wo? Wird Rücksicht genommen auf die Umwelt und auf artgerechte Haltung?
Fragen, die in einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft auf den Tisch kommen, um das Thema Ernährung nicht zum Gewissenskonflikt werden zu lassen, denn letztlich ist auch oder vorallem der Verbraucher gefragt, wie die Landwirtschaft in Zukunft aussehen soll.
Ist man nicht bereit, ein bisschen mehr Geld zu investieren, für Fleisch aus artgerechter Haltung, Gemüse ohne Pestizide, oder regionalen Kleinbetrieben, wird die Bauernhof-Romantik bald nur noch in Geschichtsbüchern zu finden sein.