«Nichts gehört der Vergangenheit an. Alles ist Gegenwart und kann wieder Zukunft werden.»

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Lesung und Diskussion zum Auschwitz-Prozess

Vor genau 50 Jahren ging in Frankfurt nach 20 Monaten Verhandlungszeit der Auschwitz-Prozess zu Ende. Fritz Bauer, der damalige Hessische Generalstaatsanwalt, hatte den größten Prozess in der Geschichte der deutschen Strafjustiz gegenüber allgemeinem Widerstand der Politik und Justiz durchgesetzt, und damit ein geschichtliches Mahnmal geschaffen. Bis heute steht dieses Strafverfahren dafür, „mit sich selbst Gerichtstag zu halten“ und gegen das Vergessen des „nazistischen Unrechtsstaates“ anzugehen.
Dieser Prozess ist ein Manifest für die Beschäftigung mit unserer Vergangenheit, und mit unserer Zukunft.

Zum Gedenken an Fritz Bauer und den Auschwitz-Prozess wird es am 12.09.15 eine ausführliche szenische Lesung und anschließende Diskussion geben in der Kalkscheune geben.
Unter anderem werden Gregor Gysi und Michel Friedmann vor Ort sein und sich an der Lesung, sowie an der Diskussion beteiligen. Hierbei soll nicht nur zum Erinnern aufgerufen werden, sondern man möchte zudem aufzeigen, wie mühsam und frustrierend die Aufklärung der Kriegsverbrechen von statten ging. Die vorbereiteten Texte machen deutlich, auf welch absurde Art und Weise mit den Verantwortlichen des Völkermordes umgegangen worden ist. Wenn man eintaucht in die Materie und die Vorgänge der Nachkriegszeit, weit in die 60er Jahre hinein, so wird deutlich, dass vor allem in den Köpfen der Bevölkerung das Ausmaß der Schuld und die Schwere des Verbrechens nur langsam begriffen wurde. Zudem waren aus verschiedenen Gründen hohe Posten in Justiz und Polizeiapparat nach wie vor von früheren SS-Angehörigen besetzt, die ihre Ämter erneut zu falschen Zwecken missbrauchten. Es ist heute unvorstellbar, dass Kämpfer des Widerstandes gegen das Nazi-Regime erst durch einen posthumen Prozess des Landesverrats freigesprochen wurden, vor diesem Freispruch, befürworteten nur 38% der Bevölkerung die Taten der Widerstandskämpfer. Sog. „Kriegsverräter“ wurden sogar erst 2010 rehabilitiert.

Fritz Bauer war maßgeblich daran beteiligt, dass Kriegsverbrechern der Prozess gemacht wurde, und dass Widerstandskämpfern die Anerkennung zu Gute kommt, die sie verdient haben. Fritz Bauer kämpfte dafür, dass eben nicht „Gras drüber wachsen konnte“, so wie es große Teile der Bevölkerung in den 60er Jahren/der Zeit der „Zweiten Schuld“ für richtig befanden.
Dieses Vorhaben macht ihn zur Zielscheibe für Anfeindungen und Morddrohungen, die neben verschiedener Rückschläge in seinem Vorhaben, womöglich für seinen wahrscheinlichen Suizid verantwortlich waren.

 

Fritz Bauer und der Unrechtsstaat
Lesung / Gespräch
Samstag, 12.09.2015 | 18:00 Uhr
Kalkscheune, Berlin
Johannisstr. 2
10117 Berlin

Für mehr Infos:
www.rosalux.de/event/53932

www.fritz-bauer-institut.de

 
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