Bechergate – Porzellan oder Pappe, das ist hier die Frage…

Der Becher Konflikt

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Dramatische Szenen spielen sich regelmäßig in der Kalkscheune ab…
Panik bricht aus, Menschen sitzen weinend in den Ecken, und es ist vom sogenannten „Bechergate“ die Rede… Es wird diskutiert, gestikuliert und viel mit dem Kopfgeschüttelt. Der Zeigefinger kommt mahnend zum Einsatz, während Blicke absolutes Unverständnis vermitteln.
Wie kommt es zu einer derartigen Aufregung? Was versetzt unsere Gäste in solche Bestürzung?
Der Feind hat einen Namen….
PAPPBECHER! OH – MEIN – GOTT!!!

Schaut man sich den allgemein verbreiteten schlechten Ruf der Pappbecher mal an, ist es nicht verwunderlich, dass ein #Aufschrei durch die Reihen geht, wenn die Kalkscheune als bekennende Green Location mit vermeintlichen Umweltmonstern hantiert. So hat es uns auch nicht überrascht, als es nach einer Veranstaltung des Bundesministeriums für Umwelt durch die IFOK deutliche Kritik der Verbraucherzentrale hagelte, da der Pappbecher und seine Charaktereigenschaften meist für wenig Freude sorgt. Auch die Deutsche Umwelthilfe geht dieses Thema gerade konkret an, und hat die Kampagne „Becherheld“ gestartet, die dem Wegwerf-Becher an den Kragen soll.
ABER! Jetzt kommt das große ABER! Aber natürlich haben wir uns mit diesem Thema nicht nur einmal auseinander gesetzt, sondern haben recherchiert, was das Zeug hält.
Das Ergebnis? Kein Eindeutiges… .

Fakten Fakten Fakten

Die TNO (Die Niederländische Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung) hat schon 2007 zu dem brisanten Thema eine ausführliche Studie angefertigt, die ein wenig Licht ins Dunkle bringen soll. Dabei wird vorallem auch ein Augenmerk auf die wenig beachteten sogenannten Schattenkosten innerhalb der Trinkgefäßproduktion bzw. Aufbereitung geworfen, was die Auswirkungen auf die Umweltbelastung enorm beeinflusst.
So wurden verschiedenen Becher-Alternativen bezüglich ihrer Produktion und der damit verbundenen Kosten untersucht, dabei unterschied man zwischen:

  • Porzellanbecher (wiederverwertbar)

  • Tonbecher (wiederverwertbar)

  • Styroporbecher (Einwegbecher)

  • Styroporinnenbecher (Einweg) mit wiederverwertbarem Becherhalter

  • Pappbecher (Einwegbecher)

Nun wurde analysiert, welche Umweltbelastungen durch die jeweilige Produktion entstehen,
dabei berücksichtigte man unter anderem die Auswirkungen auf:

  • Globale Erwärmung

  • Ozonschicht

  • Humantoxizität

  • Wasserverschmutzung

  • Eutrophierung / Überdüngung

  • Versäuerung

Das daraus resultierende Ergebnis macht deutlich, dass die Mehrwegbecher in vielen Kategorien schlechter abschneiden, als die Einwegware. (Siehe Grafik 1)

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Dies resultiert auf dem Mehraufwand bezüglich Materialherstellung, Produktion, Gebrauch bzw. Pflege der Becherware (zur Säuberung etc.), Abbauprozedere bzw. Recycling, Transport (Transport der Rohmaterialien zum Hersteller, Transport der Becher zum Endverbraucher, Transport bezüglich der Entsorgung), Lagerung etc..
Diese Tatsachen sorgen zudem dafür, dass der Stückpreis der Mehrwertbecher um einiges höher liegt, als der der Einwegbecher. (Siehe Grafik 2)

grafik 2-bechergate Kopie_kl.jpg


Wer ist denn eigentlich mit Abwaschen dran?

Ferner kommt hinzu, dass der positive Moment der Mehrwegbecher, wie der der Porzellantasse dadurch entsteht, dass sie mehrfach am Tag benutzt werden kann, eine lange Lebensdauer hat, und im Normalfall nicht in der Nachbarhecke landet. Doch ein vernünftiger Umgang mit dem Bechergut ist eben ein individueller und demnach liegt der letztliche Wert in der Hand des Verbrauchers, da allein er entscheidet, wie oft gespült wird, mit welchem Spülmittel oder auch wie gespült wird (Spülmaschine, laufender Wasserhahn etc.). Und genau deswegen ist nur schwer kalkulierbar, wie Umweltfreundlich die Porzellantasse am Ende wirklich ist, da die Reinigung dem Individuum überlassen bleibt. Diese Tatsachen sind für Firmen oder Veranstalter eher ein Argument gegen die Mehrwegbecher, da die Reinigung aufgrund der Menge meist an externe Spülfirmen abgegeben wird, und man somit nur wenig Möglichkeit hat Wasserbrauch oder Spülmittel zu kontrollieren. Kurzwaschgang ist zudem nicht möglich, da es natürlich zwingend notwendig ist, die Becher picobello sauber an die Gäste weiterzugeben, zuhause kann man den Teerand ja auch schonmal gnädig übersehen. Ein weiterer ContraPunkt ist der beachtliche Anteil an Beschädigungen oder Zerstörung, den man bei einer hohen Verbraucherzahl im Rahmen einer Veranstaltung in Kauf nehmen muss. Jede kaputte Tasse, die ersetzt und entsorgt werden muss, schmälert den Wert des Mehrwegsystems erheblich.
Der olle Pappbecher wird in der Regel einfach weggeworfen, im besten Falle natürlich auf den Kompost und nicht in die Hecke, mal abgesehen von der Wurftechnik gibt es da wenig individuelle Nuancen. Innerhalb einer Veranstaltung kann der Gebrauch von Pappbechern zudem in sofern gesteuert werden, dass eine ordentliche Entsorgung (als großer Schwachpunkt des Einwegsystems) gewährleistet ist, da sie durch die Firma bzw. durch den Herausgeber der Trinkgefäße übernommen wird.
Die Frage, welches System (Einweg oder Mehrweg) letztendlich der bessere Weg ist, kann also nur unter der Zuhilfenahme von individuellen Verhaltensweisen gänzlich geklärt werden.

Wie wärs mit

Der perfekte Weg wäre womöglich der, dass Pappbecher aus Recyclingpapier hergestellt werden, ohne eine innenliegende Stärkebeschichtung, die als Exportprodukt meist unkontrollierbar angebaut wird und hohe Transportkosten verursacht. Stattdessen könnte man auf regional/national angebaute Stärke umgestiegen, um unnötige Umweltbelastung durch Rohdung oder Pestizide zu verhindern. Dazu kommt aber als unbekannte Variable, der Umgang des Individuums mit dem Pappbecher, wird dieser unachtsam in die Natur geworfen, anstatt ihn zu kompostieren, oder zumindest im Müll zu entsorgen, steigen die Kosten und die Umweltbelastung wieder an.
Womöglich müsste man die Bußgelder für unangemessene Müllentsorgung drastisch anheben, um den richtigen Umgang mit der Entsorgung des To-Go-Bechers auf den Weg zu bringen.

Unterm Strich

Nachdem wir nun also sämtliche Berichterstattung bezüglich des Konfilkts Godzilla vs. King Kong bzw. Pappe gegen Porzellan gelesen, überdacht und resümiert haben, wird eines deutlich… Wie man’s macht, ist es verkehrt, oder wie man im Ruhrgebiet zu sagen pflegt: Irgendwat ist ja immer!
Wahrscheinlich muss man sich letztlich entscheiden, welche Ressourcen man präferiert, also schützen will und welche man im Gegenzug mehr belastet.

Aber im Grunde ist der Mensch mit seiner bloßen Existenz nicht gut für die Umwelt. Sogar die Kuh, die nochnichtmal Kaffee trinkt, geschweige denn sonstwas Böses im Sinn hat, belastet die Umwelt stark, weil sie andauernd Treibhausgas (tse tse…) ablässt. Abschaffen sollten wir sie deswegen aber besser nicht…

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